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Der Aufbereitungsbetrieb 102 Seelingstädt (AB 102)

Informationstafel zur Geschichte des ehemals modernsten und größten Aufbereitungsbetriebes (AB) der SDAG Wismut: AB 102 Seelingstädt. Zusätzlich erläutert werden die angewendeten chemischen Aufbereitungsverfahren.

Infotafel an der Straße zum SUC

Der ehemalige Aufbereitungsbetrieb Seelingstädt der SDAG WISMUT wurde 1960 in Betrieb genommen. Seine Umgebung wurde vor seiner Inbetriebnahme intensiv bergmännisch genutzt. Der Abbau von Uranerz erfolgte in den ehemaligen Tagebauen Culmitzsch, Trünzig, Gauern und Sorge-Settendorf. Die ausgeerzten Tagebaue Culmitzsch und Trünzig wurden als Becken für die Deponie der Bergeabgänge nach Inbetriebnahme des AB 102 genutzt. Die am Rand bzw. innerhalb der Tagebaue aufgeschütteten Halden wurden teilweise zum Aufbau der Dämme der Absetzanlagen verwendet.

Anfänge des Tagebaus Sorge-Settendorf (April 1951)

Sprengung im Tagebau Culmitzsch (1958)

Veränderungen der Erzlithologie und sinkende Umfänge des abbauwürdigen Lagerstätten-an teils führten zur Anwendung eines einheitlichen Karbonatschemas für alle gewonnenen Erze. Dieses Schema zur Verarbeitung der karbonatischen und silikatischen Schiefererze aus dem Ronneburger Erzfeld und der arsenreichen Pechblendeerze aus dem Schlema-Alberodaer Revier wurde von 1989 bis zur Produktionseinstellung Ende 1990 betrieben. Im Jahr 1991 wurden im Kampagnenbetrieb restliche noch abzubauende Erze verarbeitet. Insgesamt wurden bis Ende 1991 110 Mio. Tonnen Erz im AB 102 verarbeitet. Die im AB 102 produzierte Menge an Uran betrug in der Summe 86.273 Tonnen, die Anzahl der daran beteiligten Arbeitskräfte lag von 1961 bis 1990 bei durchschnittlich 1.870 Werktätigen.

AB 102 mit Verwaltung, Labor, Kugelmühlenzeche sowie der ehemalige Bereich Zeche 5/5a (ca. 1962)

Aufbauphase des AB 102 - Verwaltung (1959/60)

Infotafel

Im Seelingstädter Aufbereitungsbetrieb wurden vorwiegend die Uranerze des Ronneburger Erzfeldes verarbeitet. Aufgrund der unterschiedlichen Erzlithologien wurden von 1960 bis 1989 ein schwefelsaures Verarbeitungsschema für silikatische Erze und ein sodaal - kalisches Verarbeitungsschema für karbonatische Erze parallel betrieben. Die Zerkleinerung der Thüringer Erze erfoltge dabei durch Kaskaden- und Kugelmahlung, die der arsen- und uranreicheren Pechblendeerze des Erzgebirges durch Brecher- und Kugelmahlung. Das Feinprodukt der Kaskadenmahlung wurde einer Flotationsstufe zur Abtrennung des Pyritanteils zugeführt. Zusammen mit den in einer sodaalkalischen Drucklaugung gelaugten Pechblendeerzen wurde dieses Feinprodukt einer weiteren Drucklaugungsstufe und nach Vereinigung mit dem auf 70% kleiner 0,071 mm aufgemahlenen Grobprodukt der Kaskadenmahlung der atmosphärischen Laugung zugeführt. Durch diese stufenweise Laugung wurde ein hohes Uranausbringen gewährleistet, der Pyritumsatz zu Sulfat sowie der Sodaeinsatz begrenzt. Gleichzeitig ermöglichte diese verfahrenstechnische Kombination der verschiedenen Erzsorten und Laugungsstufen eine Absenkung der Arsengehalte. Die Anreicherung des Urans und die Gewinnung des Urankonzentrates erfolgte wie im Silikatschema. Durch Zugabe von Kraftwerksasche und Kalk gelang es, den Arsengehalt im Überschusswasser auf kleiner 0,01 mg/l zu stabilisieren.

Im silikatischen Schema erfolgte die Zerkleinerung des Erzes mit Brechern und anschli-e ßender Kugelmahlung auf Laugungsfeinheit ca. 35 % kleiner 0,071 mm. Anschließend wurde die eingedickte Trübe durch Zugabe von konzentrierter Schwefelsäure und Oxidationsmittel unter Wärmezufuhr atmosphärisch gelaugt. Nach der Neutralisation der gelaugten Trübe erfolgte die Sorption des gelösten Urans mittels Ionenaustauscherharz. Nachfolgend wurde das Uran vom Harz desorbiert und durch Fällung mit Ammoniak und anschließender Trocknung ein verkaufsfähiges Urankonzentrat erzeugt.

Neben den Erzen des Ronneburger Erzfeldes wurden bis 1983 Erz der Lagerstätte Königstein und bis 1989 Freitaler Erzkohle verarbeitet. Weiterhin erfolgte im AB 102 die Verarbeitung von Pyritkonzentrat, hydrom-e tallurgisch gewonnenem Uranvorkonzentrat aus Königstein und uranbeladenem Harz aus den Bergbaubetrieben des Ronneburger Erzfeldes. Die Deponie der Bergeabgänge der silikat-i schen Verarbeitung erfolgte vorwiegend im Becken A der Absetzanlage Culmitzsch, die Deponie der Bergeabgänge der sodaalk-ali schen Laugung erfolgte vorwiegend im Becken B dieser Anlage.

Industriekraftwerk des AB 102 (1991/92)

Endzeche des AB 102 Rotationsdünnschichtverdampfer für das Trocknen der Urankonzentratsuspension (1991)

Aufbau des AB 102 - Kugelmühlenzeche (ca. 1960)

AB 102 Seelingstädt mit den Schlammabsetzbecken Culmitzsch (1993)