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Nachtsanatorium Berga

Infotafel

Das Nachtsanatorium Berga

Parallel zur Ausweitung der Erkundungsflächen für den Uranerzbergbau von Sachsen nach Thüringen entstanden an den neuen Arbeitsorten Einrichtungen zur ärztlichen Betreuung. Noch vor der Aufnahme der eigentlichen Uranproduktion 1951 gab es mehrere Betriebsambulatorien im Raum Ronneburg, ab Oktober 1951 ein solches in Gera. Im März 1952 wurde die Bergbaupoliklinik in Ronneburg (Villa am Felgenwerk) eröffnet. Ein erstes Bergarbeiterkrankenhaus entstand 1953 (2 Villen) in Gera. Die in der Sowjetunion üblichen Einrichtungen „Nachtsanatorium“ wurden von Wismut übernommen. Das erste Nachtsanatorium der Wismut, auch das erste der DDR, war das Nachtsanatorium in Niederschlema (07.10.1950). Bereits am 16.10.1950 kam das Zweite in Steinbach hinzu. Insgesamt entstanden bei Wismut sieben Nachsanatorien entweder durch die Übernahme vorhandener Gebäude oder durch Neubau.

Nachsanatorien dienten der vorbeugenden Betreuung der Wismut-Kumpel. Die Einweisung erfolgte (anfangs) für 14 Tage im Einvernehmen zwischen Betriebsgewerkschaftsleitung (BGL) und dem Schachtarzt zur vorbeugenden Behandlung[1]. Teilweise wurden ganze Brigaden in den arbeitsfreien Schichten für zwei Wochen eingewiesen. Die Vorsorge bestand im Wesentlichen in physiotherapeutischen Maßnahmen außerhalb der Arbeitszeit[2]. Zusätzlich gab es Möglichkeiten für eine passive und auch aktive sportliche oder künstlerische Betätigung. „Die Bergarbeiter werden nach ihrer Arbeit mit Bussen in das Nachtsanatorium gefahren und dort medizinisch, therapeutisch und kulturell betreut“[3]. Brigaden nutzten den Aufenthalt in Nachtsanatorien auch, um bei „Schnell-Vortrieben“ oder ähnlichen Hochleistungsvorhaben die oftmals verstreut wohnenden Brigademitglieder für definierte Zeiten konzentriert unterzubringen.

Das Nachtsanatorium Berga entstand als Neubau. Es wurde im Oktober 1956 in Betrieb genommen. Nachdem zunehmend Wohnraum für die Familien der Bergarbeiter am Arbeitsort entstand, büßten die Nachtsanatorien ihre Bedeutung immer mehr ein. 1975 wurde das Nachtsanatorium Berga als Ferienheim „Elstertal“ vom Feriendienst der Industriegewerkschaft (IG) Wismut mit einer jährlichen Bettenkapazität von 3.200 Bettenplätzen übernommen. Es war für damalige Verhältnisse sehr gut ausgerüstet „mit komfortablen Zimmern, Schwimmbad, Sauna, Kegelbahn und Tanzsaal“[4]. In diese Zeit fallen ebenfalls drei von vier deutsch-sowjetischen Pleinairs (1983/85/87), die im Nachtsanatorium ihren Mittelpunkt hatten. Unter der Verantwortung der SDAG Wismut wurden diese deutschsowjetischen Plenairs in Zusammenarbeit mit dem Verband der Bildenden Künstler der DDR organisiert und in den Betrieben der SDAG durchgeführt. Die Künstler arbeiteten an ihren Werken sowohl unter als auch über Tage, ein Großteil des heutigen WismutKunstfundus ist dadurch entstanden.

Mit der Errichtung des Nachtsanatoriums Berga ist durch die Malerin Lisa Beyer-Jatzlau ein wunderbares Bleiglasfenster mit bergmännischen Motiven im Treppenaufgang geschaffen wurden. Die Motive beziehen sich auf den Silber-, Erz- und Kohlebergbau. Neben dem Rathaus der Bergstadt Freiberg (Silberbergbau) sind Darstellungen zur Schachtförderung und die Seilfahrt aus der Agricola-Zeit (1556 – Erscheinungsjahr „De Re Metallica“) und des „modernen“ Bergbaus 400 Jahre später (1956) im Bild zu sehen. Die Bleiglasfenster sind von außen nicht sichtbar. Eine Besichtigung ist nur über die Wohnungsbaugesellschaft Berga/Elster mbH - Tel. 036623 / 31033 - zu deren Geschäftszeiten möglich. Nach mehrjährigem Leerstand wurde das Nachtsanatorium 1999 wieder umgestaltet. Es entstanden 41 moderne Wohnungen und zwei Büroeinheiten. Das Glasfenster mit bergmännischen Motiven im Haupttreppenhaus blieb erhalten. Seit 1996 steht das „Nachtsanatorium“ gemeinsam mit der „Bergaer Wismutsiedlung“ unter Denkmalschutz.

Quellen:

  • [1] Wismut GmbH, UA, BGW Wismut, Zeittafel
  • [2] Chronik der Wismut (Pkt. 1.11.1)
  • [3] 700 Jahre Berga, Festschrift 1966
  • [4] Berga/Elster – Ortsgeschichte im Rückblick, Heimatverein 2006
Fenster (unten)
Fenster (oben)
Infotafel vor dem ehemaligen Nachtsanatorium
Nachtsanatorium Berga ca. 1958

Postkarte
Schachzimmer

Speisesaal

Schlafzimmer

Kultursaal

Vestibül

Denkmalgeschützte Wohn- und Büroanlage