Naturschutzlehrobjekt Rückersdorf

Informationstafel zur vormaligen Nutzung des Geländes als zentrales Sprengmittellager durch die SDAG Wismut. Weiterhin wird der Umfang und die Art und Weise der Sanierung einschließlich einer notwendigen Anpassung der Sanierungsarbeiten an die im Genehmigungsverfahren geänderte Nachnutzung des Areals als Naturschutzlehrobjekt des Landkreises Greiz dokumentiert.

Infotafel an der Zufahrt

Anliegen/Konzeption

Jahrzehntelang dominierten Schachtanlagen und riesige Berge- und Abraumhalden das Landschaftsbild in Ostthüringen. Das Ronneburger und Culmitzscher Erzfeld war mit ca.200.000 Tonnen erkundeter Uranerzvorräte die größte Uranerzlagerstätte Europas. Die Bergbau- und Aufbereitungstätigkeit der SDAG Wismut hinterließ tiefgreifende Spuren in der Natur und prägte die Infrastruktur der Region. Mit der politischen Wende und der Einstellung des Uranerzbergbaus wurde die Sanierung der Hinterlassenschaften zu einer der größten ökologischen Herausforderungen im geeinten Deutschland. Nach 20-jähriger erfolgreicher Sanierung sind sprichwörtlich blühende Landschaften entstanden. Die vom BTV Wismut vorgelegte Konzeption zur Bewahrung und Präsentation von Zeitzeugnissen des Uranerzbergbaus und der Sanierung seiner Hinterlassenschaften baut eine Brücke aus der Vergangenheit in die Zukunft und leistet somit einen Beitrag zur Regionalentwicklung.

Entstehung und Nutzung der Fläche durch die SDAG

Das zentrale Sprengmittellager (ZSML) Rückersdorf wurde ca. 1956 auf dem Gelände eines ehemaligen Kieselschieferbruches errichtet. Es wurden 2 Bunker, eine ANO*-Mischanlage mit Bandkanal, ein Heizhaus mit Schornstein und Kohlelager, Verwaltungs- und Sanitärgebäude, Garagen, Trafostationen und andere Hilfsbauten errichtet. Für die Bunker wurden zwei Feuerlöschteiche angelegt.

In den 60er Jahren erfolgte der Bau einer neuen Granulatlagerhalle, 1986 wurde eine neue ANO-Mischanlage mit Bandbrücke gebaut. Die Verkehrswege wurden aus Beton hergestellt bzw. mit einer Bitumendecke versehen. Im Gelände des ZSML befanden sich zwei Unterflurtanks, die zur Lagerung von Diesel und Hydrauliköl dienten. Neben den Dieseltanks befand sich ein Sickerwasserbrunnen aus Betonringen mit einer Teufe von ca. 14 m. Die Betriebsfläche des Sprengmittellagers war mit innerem und äußerem Sicherheitszaun umgeben.

Mit dem Abbruch der einzelnen Gebäude und Anlagen wurde im Jahr 1995 begonnen und Anfang 1997 mit dem Abbruch der Granulathalle abgeschlossen. Die Fundamente der Gebäude (außer Bunker 1 und 2) wurden entfernt.

Infotafel
Übersichtskarte

Sanierungsziel

  • Wiedernutzbarmachung der gesamten von der Wismut in Anspruch genommenen Oberfläche unter Berücksichtigung der Vorschriften des Bundesberggesetzes und der Empfehlungen der Strahlenschutzkommission.
  • Die vorhandenen Versatz-, Wetter- bzw. Grundwasserbeobachtungsbohrlöcher sind nach genehmigten Verfahrensweisen zu verfüllen und zu verwahren. Zwei Grundwasserbeobachtungsmessstellen (Hy 1068/96 und Hy 1040/94) sind weiterhin kontrollierbar zu erhalten
  • Wiederherstellung der Fläche unter Beachtung öffentlichen Interesses und der ursprünglichen Topographie für eine Nachnutzung als Naturschutzlehrobjekt „Natürliche Sukzession“ mit Erhaltung der Zufahrt (Abstimmung mit Landratsamt Greiz, Amt für Umwelt - Untere Naturschutzbehörde).

* Die Bezeichnung „ANO-Sprengstoffe“ für AmmoniumNitrat-Organische Substanzen war eine in der DDR gebräuchliche Bezeichnung für kostengünstige Gesteinssprengstoffe auf Basis Ammoniumnitrat. Heute: ANC-Sprengstoffe: Der Name ist von Ammoniumnitrat und C für Kohlenstoff-Verbindung abgeleitet; als letztere werden feste Stoffe wie Kohlepulver oder Holzmehl und flüssige Stoffe auf Mineralölbasis verwendet. Aus Gründen der Handhabungssicherheit wird der Sprengstoff meist erst unmittelbar vor der Anwendung gemischt. ANC-Sprengstoffe werden mit einem Detonator zur Explosion gebracht.

Sanierung und Wiedernutzbarmachung

Im Ergebnis der Expositionspfadanalyse und der Bewertung der Betriebsfläche wurden folgende Maßnahmen zur Wiedernutzbarmachung notwendig:

  • Abtrag von radioaktiv kontaminiertem Haldenmaterial bzw. Aufschüttungen sowie deren Verbringung in das Tagebaurestloch Lichtenberg
  • Ausladen von radioaktiv kontaminiertem Beton (Einlagerung in das Tagebaurestloch Lichtenberg)
  • Ausladen und Entsorgung von mehrfach (radioaktiv und mit Kohlenwasserstoffen) kontaminiertem Material über die biologische Bodenbehandlungsanlage
  • Ausladen von nicht radioaktiv kontaminiertem Beton und Bitumen der Verkehrswege, der Feuerlöschteiche und des Bereichs der Erdtanks/Sickerwasserbrunnen
  • Verwahrung von Bohrlöchern
  • Auffüllen von Baugruben und dem Geländeeinschnitt mit vorhandenem Erdmaterial (Profilierung)
  • Auffüllen der Fläche mit Oberboden bis zur projektierten Höhe


Auszug aus Abnahmegutachten GEOS

  • Bearbeitungsfläche 72,3 ha
  • Abtrag radioaktiv kontam. Aufschüttungen und Haldenmaterial 5.300 m³
  • Abtrag radioaktiv kontam. Beton ca. 100 ³
  • Abtrag mehrf. kontam. Aufschüttungen ca. 5 m³
  • Ausladen nicht radioaktiv kontam. Beton ca. 540 m³
  • Ausladen von Bitumen ca. 230 m³
  • Abtrag nicht radioaktiv kontam. Aufschüttungen ca. 600 m³
  • Beräumung einer Fläche von Ziegelrecyclingmaterial ca. 540 m³
  • Auffüllen Verkehrswege mit Betonrecyclingmaterial ca. 100 m³
  • Verwahrung von Bohrlöchern 3 Stück
  • Demontage Umzäunung 1.300 m
  • Füllmaterial Baugrubenverfüllung (Erdtanks) ca. 250 m³
  • Ton für Blindung der Abwasserschächte ca. 20 m³
  • Diabasbrocken ca. 100 m³
  • Anlegen einer Benjeshecke ca. 800 m
  • Profilierungsarbeiten ca. 3.600 m²

Nutzungsänderung als Naturschutzlehrobjekt

Entgegen dem ursprünglichen Ziel der Wiedernutzbarmachung „Nachnutzung als Grünland“ wurde in Abstimmung mit dem Landratsamt Greiz die Betriebsfläche des ZSML als Naturschutzlehrobjekt „Natürliche Sukzession“ hergerichtet.

Die Zustimmung der Gemeinde Rückersdorf zu dem präzisierten Projekt lag vor.

Der Geländeeinschnitt, welcher ursprünglich verfüllt werden sollte und die Zufahrt mit dem Hauptweg blieben in ihrer jetzigen Form erhalten.

Die Umfänge des zu verbringenden mehrfach bzw. radioaktiv kontaminierten Materials blieben unverändert. Änderungen der ehemals projektierten Umfänge ergaben sich nur bei nicht radioaktiv kontaminiertem Material.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten und kommissioneller Abnahme der Betriebsfläche wurde die Bergaufsicht beendet und die Übergabe an das Landratsamt Greiz vorgenommen.