Mundloch Stolln 2 und Bergkeller Stolln 1
Gemauertes Mundloch Stolln 2 mit Informationstafel. Der verfüllte Stolln wurde zum Ende des 2. Weltkrieges durch die Physikalisch Technische Reichsanstalt zwischenzeitlich als Einlagerungsort der Reichsradiumreserve genutzt.
Gegen Kriegsende erhielt Dr. Weiß vom Thüringer Gauleiter der NSDAP den Auftrag, das Radium in Bayern an eine SS-Einheit zu übergeben. Er führte diesen Befehl jedoch nicht aus, sondern vergrub das Material am 12. April 1945 in der Nähe von Bad Tölz in Anwesenheit von “zuverlässigen” Leuten. Zurückgekehrt, wurde Dr. Weiß in Ronneburg vom amerikanischen Geheimdienst festgenommen und musste das Versteck preisgeben, wo am 26. Juni das Radium ausgegraben wurde. Die Bedeutung des Vorganges führte zu folgender Pressenotiz in der New York Times vom 26.06.1945.
Quellen: Recherchematerial des Herrn Klaus Jakob, Ronneburg, Recherchematerial des Bergbauvereins Ronneburg, Dr. Cornelius Weiß, Dokumente der Familie, Pelzer, Lilli; Die Demontage deutscher naturwissenschaftlicher Intelligenz nach dem 2. Weltkrieg, ERS -Verlag Berlin
Bad Tölz, Deutschland. 26.Juni 1945
Eine Gruppe von amerikanischen und deutschen Wissenschaftlern fuhr in die bayrischen Berge auf der Suche nach einem Schatz und sie fanden, was sie gesucht hatten - Deutschlands vollständigen Radiumvorrat. Der vergrabene Schatz bestand aus 21,8 Gramm Radium und wurde von Dr. F. W. auf einen Wert von 2000 Dollar geschätzt. Laut ihm ist das der gesamte Radiumbestand Deutschlands. Dr. Weiss, Chef des Nuklearforschungszentrums der deutschen Regierung in Berlin führte die Amerikaner zu dem Versteck an einem dichtbewaldeten Hang oberhalb der Isar, 9 Meilen südlich von hier. Er sagte, er habe ihn dort am 22. April postiert. Als Belohnung verlangte er nur Charly Chaplins Film "The Great Dictator" zu sehen. Nachdem die 76. Infanteriebrigade nach Ronneburg einmarschiert war, erfuhren Geheimdienstagenten von Dr. W. von dem Radium.
Übersetzung aus der New York Times
Franziska Müller
Die Abteilung Atomphysik der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Schwere Luftangriffe im Jahre 1943 auf Berlin gaben Anlass, die Physikalisch-Technische Reichsanstalt nach Thüringen zu verlagern. Ihr Hauptsitz kam nach Weida, wo aber die Räumlichkeiten in der Lederfabrik nicht ausreichten. So verlegte man die Abteilung V (Atomphysik und physikalische Chemie) 1943/44 nach Ronneburg, im Gebäude der Firma F. J. Clad in der Bahnhofstraße. Der Leiter der Abteilung war Dr. Carl-Friedrich Weiß. In der Obhut der Abteilung befand sich die Reserve des deutschen Reiches von 21,8 Gramm Radium, für dessen Herstellung ca. 153 t Uranpechblende benötigt worden waren, eine für die damalige Zeit riesige Menge. Es wurde zur Forschung an der Kernspaltung benötigt. Nach Zwischenlagerung in Bergwerksanlagen von Staßfurt und Nordhausen wurde das Radium endgültig in einem Bergstollen in Ronneburg aufbewahrt. Sein Wert betrug ca. 3 Mio. Reichsmark.
Dr. Carl-Friedrich Weiß
Berkeller Stolln 1
Der aufgewälltigte Bergkeller Stolln 1 ist befahrbar und kann für Veranstaltungen, Ausstellungen u.ä. genutzt werden.