Verschwundener Ort Culmitzsch
Unter Einbeziehung der Haldenflächen außerhalb der Tagebaue wurden 806 ha in Anspruch genommen. Das Uranerz war in Form von zwei flözartigen Lagern mit Mächtigkeiten zwischen 0.2 m und 2.5 m ausgebildet (im Bereich der Tagebaue Sorge-Settendorf und Katzendorf-Trünzig war nur ein Flöz vorhanden), sie fielen von Süden (Sorge-Setten - dorf) nach Norden (Gauern) ein und waren durch einen Urangehalt von ≈ 0,66 % (660 g Uran/t Gestein) gekennzeichnet. Bezogen auf die SAG/SDAG Wismut entfielen auf die Culmitzscher Lagerstätte ≈ 25 % des Haufwerk-Volumens und ≈ 5 % des Urans.
Die Ortschaft Culmitzsch
Der 1209 erstmals urkundlich erwähnte Ort Culmitzsch lag an der Bundesstraße 175 im Tal des Culmitzschbaches. Auf einer Fläche von 2.7 km² in einer Höhe von 250 – 310 m NN befanden sich 132 Wohnhäuser mit ca. 700 Einwohnern. Mittelpunkt des öffentlichen Lebens waren die Kirche, die Schule und das aus dem 16. Jahrhundert stammende Wasserschloss.
Südlich des Ortes wurde zwischen 1951 und 1957 Uranerz im Tagebau abgebaut, der ab 1959 als „Industrielle Absetzanlage – IAA" (Schlammabsetzbecken), mit einer Höhe des Wasserspiegels von ≈350 m NN, benutzt wurde. Nördlich des Ortes, im gleichen Höhenniveau, wurde ab 1955 Uranerz im Tagebau Culmitzsch abgebaut, dieser ausgeerzte Tagebau war ab 1967 als IAA Culmitzsch vorgesehen. Am 6. Mai 1964 beschloss der Ministerrat der DDR die Räumung des Ortes Culmitzsch, um eine „Schutzzone“ für die „Industriellen Absetzanlagen“ zu schaffen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte ein Dammbruch am Becken A der IAA Trünzig am 02.10.1962, durch den ca. 10.000 m³ Wasser und Schlamm in Richtung Finkenbach/Culmitzschbach in Bewegung gesetzt wurden, Einfluss auf diese Entscheidung. Die ersten 10 Häuser (Hauptstraße 1 – 10) mussten bereits im April 1964 geräumt werden. Die Räumung der gesamten Ortschaft folgte in den Jahren bis 1970. Die Reste der Kirche wurden 1984/85 zusammen mit dem Friedhof beseitigt.
Juristisch wurde Culmitzsch am 15. Juli 1968 aufgelöst. Der überwiegende Teil der Einwohner wurde in die nahegelegenen Ortschaften Berga, Greiz, Seelingstädt und Gera umgesiedelt.
Fotos: Wismut GmbH
Die industrielle Absetzanlage Culmitzsch (IAA) und der Aufbereitungsbetrieb 102
1958 wurde mit dem Bau eines Aufbereitungswerkes in Seelingstädt begonnen, von 1961 bis 1991 wurden in diesem Werk kontinuierlich Uranerze aufbereitet. Die Aufbereitung umfasste im Wesentlichen, auf einer Fläche von ≈ 100 ha , die Bearbeitung von 110 Mio. Tonnen Erze mit einem Urangehalt von 0.1 % aus dem Ronneburger Bergbaurevier, d.h. 99.9 % des angelieferten Erzes musste in Form von radioaktiven Schlamm (Tailing) entsorgt werden. Die großen ausgeerzten Uranerztagebaue Trünzig-Katzendorf und Culmitzsch waren entscheidend für die Wahl des Aufbereitungsstandortes Seelingstädt.
Anlage IAA Trünzig
Das Grundprojekt für die IAA Trünzig wurde 1959/60 erarbeitet (Wasserwirtschaftsdirektion Mittlere Elbe, Magdeburg). Die Anlage diente von 1959 bis 1967 der Aufnahme von 19 Mio. Tonnen Schlamm, aufbereitungsbedingt durch einen 1.100 m langen Damm unterteilt in ein Becken A (aus saurer Laugung) mit 13 Mio. Tonnen und in ein Becken B (aus kabonatischer Laugung) mit 6 Mio. Tonnen. Das Becken B wurde nach 1967 als Stapelbecken für Aufbereitungswässer benutzt, Teile des vor 1990 bereits abgedeckten Spülstrandes dienten als Weidefläche.
Sanierung industrielle Absetzanlagen
Die Schlammteiche werden trocken verwahrt. Nach einer technischen Teilentwässerung in Verbindung mit der Zwischenabdeckung der gesamten Flächen folgen die Konturierung der Dämme und die Endabdeckung. Zum Abschluss wird eine bewaldete Fläche mit Offenlandbereichen, Gräben und Wanderwegen angelegt. Der Abschluss der Sanierungsarbeiten ist auf der IAA Trünzig für 2012/13 und auf der IAA Culmitzsch für 2017/18 vorgesehen.
Anlage IAA Culmitzsch
Für die IAA Culmitzsch wurde die Baugenehmigung 1967 erteilt, das Projekt kam vom Wismut-Projektierungsbetrieb. Getrennt in das Becken A (aus saurer Laugung – 63.1 Mio.Tonnen) und das Becken B (aus karbonatischer Laugung – 26.9 Mio. Tonnen) wurden 90 Mio. Tonnen radioaktiver Schlamm (Tailing) eingebracht. Der Schlammeintrag endete 1991 mit der generellen Beendigung der Uranproduktion der Wismut. Durch die Einstellung der „sauren Laugung“ 1989 und den Eintrag von Rückständen der „karbonatischen Laugung“ in das Becken A konnte ein Neutralisationseffekt erreicht werden.