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Verschwundener Ortsteil Gauern

Informationstafel und Gedenkstein zu den auf Grund des Aufschlusses des Tagebaus und der Abraumhalde Gauern liquidierten Gebäuden und Höfen. Anhand der Kopien historischer Dokumente wird die damalige Entwicklung/Verfahrensweise des Umgangs mit den Betroffenen dargestellt. Informationen zur Culmitzscher Lagerstätte und zum Tagebau Gauern ergänzen diese Haltestelle der Straße der Bergbau-Kultur. Sie steht unmittelbar neben in der Erde eingelassenen Steinen, welche die Verläufe der Fundamente von abgerissenen Häusern sichtbar machen.

Die Ortschaft Gauern

Die Ortschaft Gauern, 1363 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte bis 1919 zum Herzogtum Sachsen-Altenburg, unmittelbar an den Grenzen zum Königreich Sachsen, dem Großherzogtum Sachsen-Weimar Eisenach und dem Fürstentum Reuss j.L. gelegen. 1919 kam es zum Land Thüringen, zu dem es heute noch gehört. Gauern hatte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts etwa 340 Einwohner, verteilt auf ca. 50 Häuser und einem Rittergut, dazu eine Kirche aus dem Jahr 1702. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges stieg die Einwohnerzahl auf 516 an (1949), vor allem bedingt durch eine große Zahl von „Neubürgern“, überwiegend aus Schlesien, von denen über 70 Personen im Herrenhaus des Rittergutes Unterkunft fanden. Das Rittergut selbst war im Ergebnis der Bodenreform direkt nicht mehr vorhanden. Verschiedene Wirtschaftsgebäude wurden zu Wohnhäusern umgebaut, auch dadurch war die Zahl der Wohnhäuser auf 60 angewachsen. Einschneidende Änderungen der Dorfstrukturergaben sich nach dem Auffinden von Uranerz unter einem Teil des Ortes. Der gesamte „obere Ortsteil“ Gauerns mit 10 landwirtschaftlich genutzten Gebäuden und 15 weiteren Wohnhäusern, darunter auch das Schulhaus und im Bereich des ehemaligen Rittergutes zu Wohnungen umgebaute Gebäude, fielen dem Abriss zum Opfer. In zwei Etappen (1953/54 und1957/58) verringerte sich die Zahl der Wohnhäuser um 25, die Zahl der Einwohner von 450 auf 213. Die Abwanderung der Einwohner war auch mit dem Erliegen mehrerer handwerklicher Betriebe verbunden.

Rittergut
Infotafel
Kirschplantage 1938

Tagebaue der Culmitzscher Uranerzlagerstätte

Von 1951 bis 1967 wurde im Raum Seelingstädt in der Lagerstätte Culmitzsch Uranerz aus der geologischen Formation Zechstein (ca. 250 Mio. Jahre alt) in vier Tagebauen abgebaut.

Unter Einbeziehung der Haldenflächen außerhalb der Tagebaue wurden 806 ha in Anspruch genommen. Das Uranerz war in Form von zwei flözartigen Lagern mit Mächtigkeiten zwischen 0,2 m und 2,5 m ausgebildet (im Bereich der Tagebaue Sorge-Settendorf und Katzendorf-Trünzig war nur ein Flöz vorhanden), sie fielen von Süden (Sorge-Settendorf) nach Norden (Gauern) ein und waren durch einen Urangehalt von ≈ 0,66 % (660 g Uran/t Gestein) gekennzeichnet. Bezogen auf die SAG/SDAG Wismut entfielen auf die Culmitzscher Lagerstätte ≈ 25 % des Haufwerk-Volumens und ≈ 5 % des Urans.

Der Tagebau Gauern

Nach Erkundungsarbeiten ab 1952 (Schürfe, Bohrungen) wurde im IV. Quartal 1953 mit dem Aufschluss des Tagebaus begonnen, der Abbau des 2. Erzflözes folgte ab 1954, er wurde im I. Halbjahr 1957 beendet. Gefördert wurden ca. 1.200.000 m³ Abraum und ca. 300.000 m³ Erz. Der Abraum, hier war auf Grund der Festigkeit des Sandsteines Bohr- und Sprengarbeit erforderlich, wurde westlich und südlich des Tagebaus auf Halde verbracht, das Erz zum Bahnhof Gauern gefahren und dort verladen.

Bagger (E-505) und Kipper waren die Lade- und Transportmittel. Beim Abbau des bis 2,40 m mächtigen Erzflözes war überwiegend Handarbeit vorherrschend. Die Fläche des Tagebaues Gauern diente nach der Beendigung des Erzabbaus 1966/67 zur Aufnahme von 7,5 Mio. m³ Abraum und damit als eine von 5 Außenhalden des Tagebaues Culmitzsch. Auf einer Gesamtfläche von fast 50 ha liegen ca. 8,1 Mio. m³Bergemasse. Die Halde Gauern wurde in den 1970er Jahren aufgeforstet.

Tagebau Gauern 1956

Luftbild Gauern 1938 mit eingezeichneter Tagebaukontur