Verschwundener Ortsteil Sorge-Settendorf
Informationstafel und Erinnerungsstein zum liquidierten Mittelteil der Doppelgemeinde Sorge-Settendorf. Die Haltestelle befindet sich auf dem Kirchen- und Friedhofsgelände des Ortes, welches beim Tagebauaufschluss ausgespart wurde.
Ort Sorge-Settendorf
Es war eine Doppelgemeinde mit ≈ 230 Einwohnern (1939: 291 EW). Sie erstreckte sich in ≈ 2km Länge in Ost-West-Richtung, die Kirche auf einer Höhe von 400 m NN war der weithin sichtbare Ortsmittelpunkt. Obwohl die Sowjetunion im Jahr 1949 ihre 1. Atombombe gezündet hatte, war der „Uranhunger“ noch lange nicht gestillt. Auf der Suche nach weiteren Uranvorkommen in der Ostzone Deutschlands wurde die SAG Wismut (SAG = Sowjetische Aktiengesellschaft) auch in Ostthüringen fündig. Die Uranförderung begann 1951 nahezu zeitgleich in der neu entdeckten Ronneburger (Schmirchau/Lichtenberg) und in der Culmitzscher Lagerstätte. Diesem „Uranhunger“ fiel als erstes das Mittelstück der Ortschaft Sorge-Settendorf, eine einem Streudorf ähnliche Ansiedlung, zum Opfer. 21 Häuser, darunter 3 Gasthöfe (Bild b und c) mussten äußerst kurzfristig geräumt werden. Von dieser Maßnahme waren 28 Familien mit 81 Einwohnern, darunter 26 Kindern, betroffen. Es ist dem damalig 18-jährigen J. Weiser zu danken, dass die Umstände der Räumung dokumentiert wurden.Die Kirche von Sorge-Settendorf konnte am Rande des Tagebaues stehen bleiben. Es gibt verschiedene Legenden über die Gründe, aber sicher scheint zu sein, dass die minimale Urankonzentration unter einem Teil des Friedhofes in Verbindung mit der trauernden Mutter am Grab ihrer verstorbenen Töchter den sowjetischen Offizier veranlasste, die Tagebaugrenze am Friedhof und damit an der Kirche (heutiges Bild a) vorbei festzulegen.
Tagebau Sorge-Settendorf
Nach entsprechenden Untersuchungen begann im Februar 1951 der Abbau des Uranerzes. Das zu Tage ausstreichende Erz und die geringe Überdeckung versprachen einen schnellen Erfolg, zumal die geringe Festigkeit des Gesteins keine Sprengarbeit erforderte. Die Teufe des Tagebaues betrug im Süden nur 3 m und wuchs nach Norden lediglich auf 10 m an, auf 2 Sohlen kamen ab 1952 für den Abraum kleinere Löffelbagger zum Einsatz. Das Erz wurde von Hand unter Anwendung von Pickhämmern abgebaut. Für die Verladung und den Transport des Erzes kamen Loren und ein Schrägaufzug (Bild d) zur Anwendung. Der Tagebau Sorge-Settendorf ging 1953 im Norden nahtlos in den Tagebau Katzendorf-Trünzig über. Im Rahmen der Wiederurbarmachung wurde die eigentliche Halde Sorge-Settendorf bgetragen, der Tagebau nur im tieferen Teil mit dem Haldenmaterial verfüllt und das gesamte Areal profiliert. Auf den Plateauflächen wurden Wirtschaftswiesen und Felder angelegt, die Böschungen aufgeforstet.